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hanauer anzeiger

„dem hanz sei eck'" 

22 | 05 | 2010 FremdGlosse im Hanauer Anzeiger

Liebe Freunde, stellt euch das einmal vor: Da wollte ich doch neulich zu einer Ü-30-Party gehen, und der dämliche Türsteher hat mich wegen fehlender zwei Zentimeter nicht reingelassen. Schlappe zwei Zentimeter!!! Als ich ihn mit einem 50-Euro-Schein umstimmen wollte, hat der Typ das Scheinchen genauer unter die Lupe genommen und mich urplötzlich angeschrien: „Willst du mich etwa verarschen?! Der Euro-Schein wurde in Griechenland gedruckt. Der ist doch seit Anfang der Woche als Zahlungsmittel ungültig!" So, liebe Hanz-Fans, das haben wir also auch hinter uns gebracht.
Jetzt können wir uns den wichtigen Dingen des Lebens zuwenden - nämlich Großauheim!
Unbestritten, die einst mächtige freie Stadt hat das schönste Mainufer aller Zeiten, da können sich kleines Auheim und Stone'home verstecken. Die stolze, einst selbstständige Stadt hat, beziehungsweise hatte auch viel Industrie und war - zumal es Anfang der 1970er Jahre zu Fusion mit Wolfgang gekommen war - stinkereich: Degussa, BBC, Marienhütte, Bautz -alles gute Steuerzahler. Kein Wunder, dass die Auheimer sich 1974 mit Händen und Füßen gegen die Zwangseingemeindung nach Hanau sträubten.
Der leider viel zu früh verstorbene Horst Avancini, der heimliche rote Bürgermeister von großes Auheim, berichtete einmal meinem Kumpel Heiner, dass die Sozis geplant hatten, auf der damals noch unbebauten Waldwiese (ein schönes Fleckchen Erde genau zwischen Wulfgäng und großes Auheim), einen neuen Stadtmittelpunkt aus der Erde zu stampfen und dem Rochusplatz Lebewohl zu sagen. Diese Pläne haben sich - aus Hanz unerklärlichen Gründen - sellemals zerschlagen, und das ehemals mehrheitlich katholische, feierfreudige Großauheim musste zähneknirschend zu den protestantischen Humor-Kreuzrittern nach Hanau. So ist das Leben! Oder: C'est la vie, wie der gemeine Großauheimer heute noch zu sagen pflegt. Nun, neue Zeiten bringen neue Herausforderungen mit sich und somit auch geniale Lösungen: Ende des Monats werden die Hanauer Stadtverordneten entscheiden, welcher Investor die Hanauer Stadtmitte rund um den Freiheitsplatz neu gestalten darf. Während der Umbauphase, die geplant bis zum Jahr 2018 dauern wird, muss für die Brüder-Grimm‑Stadt ein neuer Stadtmittelpunkt gefunden werden. In einem exklusiven Hanz-Interview, hat Rathauschef Herr Ober Schlaus nicht nur die Eugen-Kaiser­Straße als alternativen Busbahnhof ins Gespräch gebracht, sondern er hat auch einen sensationellen Vorschlag für das neue - freilich nur vorübergehende - „Herz" der Goldschmiedestadt gemacht.
In Wolfgang (also dem einzigen Stadtteil von Großauheim) soll auf dem Areal der New Argonner Kaserne die neue Hanauer City mit Rathaus entstehen. „Dass ich dort hinziehen werde, hat keineswegs den Ausschlag für die Standortwahl gegeben", beteuert Schlaus. „Dies erkennt man allein schon daran, dass ich für die Übergangszeit vom Posten des Oberbürgermeisters zurücktrete und Jürgen Weiß mein Nachfolger wird", wartete der Noch-OB mit einer Riesenüberraschung auf. „Ich kenne den Jürgen schon lange und halte ihn fähig. . ." - der Restsatz des Interviews ist onlinemäßig im All verschollen.

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Ja, was soll denn das jetzt, lieber HANZ? Nix gegen Jux und Satire. Aber wo stecken die entlarvenden, scharfen Adjektive zum "Jürgen"? So was von nüchtern - am Ende ist die Sache gar ernst gemeint?
Doch was scheren mich Ernst oder Claus: ich freue mich auf Chauffeur und Dienstwagen!

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